Kriminelle Vereinigungen?

Konzerne, Banken, Fondsgesellschaften und andere Schwergewichte der internationalen Marktwirt­schaft nehmen für sich stets ganz selbstverständlich ein vermeintlich lauteres, weil den ethischen Grundsätzen einer modernen Gesellschaft verpflichtetes Geschäftsinteresse in Anspruch. Die Wirklichkeit straft sie allerdings Lügen: Wo immer gesetzliche Regelungen fehlen oder aber nicht durchgesetzt werden, wo auch immer der Blick einer kritischen demokratischen Öffentlichkeit verstellt ist, lassen sie jegliche Maskerade fallen und agieren gänzlich ungeniert nach den Regeln eines jeglicher sozialer Verantwortung entledigten Kapitalismus. Dabei ist es ganz gleich, ob es sich um die undurchsichtigen Niederungen der Finanzwirtschaft, die Arbeitsbedingungen in der asiatischen Bekleidungsindustrie, um die Zulieferer der Unterhaltungs­elektronik oder um die Rohstoffförderung in Afrika, Asien oder Lateinamerika handelt. Die Konsequenz kann nur sein, den internationalen Akteuren bis zum Beweis des Gegenteils als potentiell kriminellen Vereinigungen mit einem entsprechend gesunden Misstrauen zu begegnen. Eine Unschuldvermutung bis zum Beweis des Gegenteils zumindest mutet naiv an. (6. Dezember 2014)

Die verfolgten Reichen

Florian Rötzer berichtet am 30.01.2014 im Online-Magazin Teleopolis über einen Brief Tom Perkins an das Wallstreetjournal, in dem er in den USA einen „wachsenden Hass auf die erfolgreichen 1 Prozent“ beklagt. Im Folgenden ist sich Perkins nicht zu schade, Analogien zur Reichskristallnacht und der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten zu bemühen. Das einzige jedoch, was er darin zum Ausdruck bringt, ist der offensichtliche Mangel am Verständnis historischer Zusammenhänge. Die Parallele ist nicht so sehr Nazideutschland als vielmehr das Frankreich Ludwig des XVI. Insofern mag Perkins Angst durchaus berechtigt sein. (01. Februar 2014)

Ganz uneigennützig!?

Kein Unternehmen, schon gar kein global operierendes, spendet den Parteien Hunderttausende aus reiner Liebe zur Demokratie – unsere Manager fühlen sich ja durchaus wohl in Diktaturen und Unrechtsstaaten, wissen jeden gewinnträchtigen Vorteil asymmetrischer Machtverhältnisse gnadenlos auszunutzen und sind auch sonst sehr erfinderisch, wenn es um Steuersparmodelle geht. Ein hehrer moralischer Anspruch kommt als Motivation demnach nicht in Betracht. Bleibt also nur die Einflussnahme. Aber natürlich sind unsere Politiker nicht käuflich. Dann aber stellt sich erneut die Frage nach dem Parteispenden zugrunde liegenden Interesse. Jedenfalls können wir gewiss sein, dass Unternehmen keine Ausgaben tätigen, die sich nicht wenigstens langfristig rechnen, besser allerdings doch kurzfristig! (Nachtrag vom 16. März 2014)

Dumm & gefährlich

Eigentlich wussten wir es doch schon immer: dass wir vor den USA mehr Angst haben müssen als vor dem Rest der Welt. Nun bestätigt die australischen Nachrichtensite news.com.au unsere Befürchtungen. Einer Meldung vom 09. März zufolge gibt Sarah Palin – vor noch gar nicht so langer Zeit immerhin Vizepräsidentschaftskanditin der Republikaner – Obama den Rat, Putin mit Atomraketen zu stoppen. Die hier zum Ausdruck kommende Dummheit gepaart mit Ignoranz in Gestalt doch recht beschränkter geographischer Kenntnissen muss jedem Europäer Angst machen. Es könnte ganz aus Versehen jeden treffen. 2008 hat uns der Wahlausgang vor dergleichen noch bewahrt – aber wie lange noch? (Nachtrag vom 13. März 2014)

Noch mal glimpflich davongekommen

Schon erstaunlich, wie wenig man tun muss, um sich den „hohen Respekt“ unserer Kanzlerin zu verdienen: Es genügt da bereits, ein mildes Urteil für eine doch erhebliche Straftat anzunehmen – wie jüngst Uli Hoeneß. Doch was, wenn auf eine Revision nur verzichtet wird, weil noch weit unangenehmere Tatsachen als bloße Steuerhinterziehung ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden könnten. Und schon stimmt das Tempo nachdenklich, mit dem dieser Prozess ein so plötzliches Ende fand, obwohl selbst die Staatsanwaltschaft mit jedem Tag neue Tatbestände zur Kenntnis nehmen musste. (Nachtrag vom 16. März 2014)