Das Geheimnis wirtschaftlichen Erfolges

Natürlich glauben wir längst nicht mehr, dass der Reichtum des Adels auf der gottgegebenen Ordnung des Kosmos und dem Privileg des Blutes beruht statt auf Knechtschaft, Sklaverei und Willkür. Und es gehört schon eine gehörige Portion Naivität dazu, zu glauben, dass der Reichtum des Bürgertums im Wesentlichen auf Fleiß und ehrbarer Arbeit beruht statt auf Unterdrückung, noch mehr (Lohn-)Sklaverei und der hemmungslosen Ausbeutung aller verfügbaren Ressourcen? Warum aber sollten wir dann glauben, dass wirtschaftlicher Erfolg sich heute allein innovativem Geist und kaufmännischer Tugend verdanken statt – wie schon zuvor – sozialer Asymmetrie, anhaltender (Lohn-)Sklaverei und der noch hemmungsloseren Ausbeutung aller verfügbaren Ressourcen – ganz zu schweigen von Lug und Trug und Rücksichtslosigkeit als Geschäftsmodell? Was genau – bitte – soll sich geändert haben?

Die verfolgten Reichen

Florian Rötzer berichtet am 30.01.2014 im Online-Magazin Teleopolis über einen Brief Tom Perkins an das Wallstreetjournal, in dem er in den USA einen „wachsenden Hass auf die erfolgreichen 1 Prozent“ beklagt. Im Folgenden ist sich Perkins nicht zu schade, Analogien zur Reichskristallnacht und der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten zu bemühen. Das einzige jedoch, was er darin zum Ausdruck bringt, ist der offensichtliche Mangel am Verständnis historischer Zusammenhänge. Die Parallele ist nicht so sehr Nazideutschland als vielmehr das Frankreich Ludwig des XVI. Insofern mag Perkins Angst durchaus berechtigt sein. (01. Februar 2014)

Akkumulation

Bisher hat noch nahezu jedes Herrschaftsverhältnis früher oder später zu einer steigenden Konzentration der gesellschaftlichen Reichtümer in den Händen Weniger geführt. Und bisher hat diese Akkumulation noch in jeder Kultur bzw. jeder Gesellschaftsform einen Punkt erreicht, an dem auch die stärksten sozialen Bindungskräfte versagten und und die Verhältnisse – leider allzuoft in einem Blutbad – neu geordnet wurden. Es gehört schon eine gehörige Portion Naivität gepaart mit einem simplen Geist dazu, um glauben zu machen, der Kapitalismus sei vor einer solchen Entwicklung gefeit. Weil er ein Höchstmaß an Hegemonie erreicht hat? Weil er über eine ungeahnte Machtfülle und unerschöpfliche Ressourcen verfügt? Weil er einfach auf ein hochtechnisiertes Gewaltmonopol zurückzugreifen vermag? Die zahlreichen gewaltsam ausgetragenen Konflikte in aller Welt lassen deutlich werden, dass wir uns diesbezüglich keine Illusionen machen sollten. (01. Februar 2014)