Pecunia non olet


„Pecunia non olet“ gilt allenfalls für Menschen mit chronischem Schnupfen. Wie sonst sollte man sie nicht wahrnehmen können: das Blut, den Schweiß und die Tränen der Millionen von Sklaven, Leibeigenen, Tagelöhnern, Lohnsklaven, Zwangsarbeitern und all den Menschen in prekären, nicht-privilegierten Verhältnissen. Und vergessen wir nicht die zig Millionen Ausgebeuteten der industriellen Revolution oder der heutigen Peripherie – ganz zu schweigen von den Menschen, insbesondere den indigenen, die wir auch heute noch hemmungslos ausplündern. Ihnen allen verdanken wir unseren Wohlstand, einen Großteil unserer im Laufe von Jahrhunderten zusammengerafften Vermögen! Unser eigener Beitrag, die schöpferische Kraft unserer vermeintlichen Genies ist demgegenüber marginal.

In diesem unseren Reichtum schlägt sich indes nicht nur die Enteignung der natürlichen Ressourcen nieder, in ihm kondensiert auch die Schädigung und nicht selten auch Zerstörung unserer Umwelt – das höchste aller Güter!

Das Geheimnis wirtschaftlichen Erfolges

Natürlich glauben wir längst nicht mehr, dass der Reichtum des Adels auf der gottgegebenen Ordnung des Kosmos und dem Privileg des Blutes beruht statt auf Knechtschaft, Sklaverei und Willkür. Und es gehört schon eine gehörige Portion Naivität dazu, zu glauben, dass der Reichtum des Bürgertums im Wesentlichen auf Fleiß und ehrbarer Arbeit beruht statt auf Unterdrückung, noch mehr (Lohn-)Sklaverei und der hemmungslosen Ausbeutung aller verfügbaren Ressourcen? Warum aber sollten wir dann glauben, dass wirtschaftlicher Erfolg sich heute allein innovativem Geist und kaufmännischer Tugend verdanken statt – wie schon zuvor – sozialer Asymmetrie, anhaltender (Lohn-)Sklaverei und der noch hemmungsloseren Ausbeutung aller verfügbaren Ressourcen – ganz zu schweigen von Lug und Trug und Rücksichtslosigkeit als Geschäftsmodell? Was genau – bitte – soll sich geändert haben?