Generisches Maskulinum

Kritiker einer gendergerechten Sprache verweisen gerne auf das generische Maskulinum, das doch nun wirklich nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun habe und sich darum nicht nur jeder, sondern natürlich auch jede und alle anderen mitgemeint fühlen können – ganz diskriminierungsfrei!

Historisch gesehn erscheint diese Behauptung allerdings mehr als zweifelhaft, denn bis in das 20. Jahrhundert hinein waren im öffentlichen, insbesondere wirtschaftlichen und politischen Diskurs, von wenigen Ausnahmen abgesehen, immer nur die Männer gemeint – Frauen spielten schlicht keine Rolle. Das heißt, es herrschte ein unbedingter Androzentrismus – sichtbar waren im politischen Leben ausschließlich die Männer und Frauen waren darum auch nicht irgendwie mitgemeint! Zumindest ein Indiz für die Stichhaltigkeit dieser These ist die Tatsache, dass es bei Berufen, die nur von Frauen ausgeübt wurden, eigene Bezeichnungen gab, keine aus der männlichen Form abgeleiteten weiblichen (Krankenschwester oder Hebamme).

Gendern vs. Freiheit?

Ein beliebter Einwand der Gegner(Innen) des Genderns ist der Verweis auf einen von einer imaginären Elite oder Institution aufoktruierten Zwang, der der Sprache, der dem individuellen Sprachgefühl Gewalt antue. Einmal mehr muss vordergründig die Freiheit herhalten, um Reflektion und Innovation zu maßregeln. Dieses Manöver ist so einfältig wie durchschaubar: Als obläge die Adaption sprachlicher Strukturen unserer freien Entscheidung, als sei das Denken voraussetzungslos und einzig Ausdruck eines freien Willens! Spätestens seit Whorf wissen wir um um den Zusammenhang von Sprache, Denken und Wirklichkeit. Wir werden in eine Sprache hineingeboren und adaptieren sie zunächst unreflektiert. Dass es dabei nicht bleibt, dass eine neue Wirklichkeit möglich wird, darum ringen all jene, die sich an den Potenzialen des Genderns abarbeiten.