Es ist beruhigend, einen Finanzminister zu haben, der sich auch um künftige Generationen sorgt. Schon allein in ihrem Interesse, so betont er immer wieder, müssen wir die Schuldenbremse einhalten – koste es, was es wolle. Da dürfen die jungen Menschen aber beruhigt in die Zukunft blicken, denn sie wissen: Wenn die Klimakatastrophe erst einmal richtig über sie hereinbricht und kein Geld dieser Welt mehr die Schäden wird kompensieren können, sind sie doch wenigstens schuldenfrei!
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Nachhaltige Illusion
Die Tatsache, dass wir uns zielstrebig auf eine ökologische Krise zubewegen, ist geeignet, uns die Freude am Konsum zu vergällen! Spätestens jetzt also haben wir unsere Unschuld verloren – doch die Lösung scheint nah! Der Schlüssel, so die Überzeugung, liegt in Achtsamkeit und Nachhaltigkeit! Was aber bedeutet dieser Begriff eigentlich angesichts von 7,8 Milliarden Menschen? Was, wenn wirklich alle ihren Anspruch auf unseren Lebensstandard einklagen? Diese Frage müssen wir immer mitdenken, wenn wir uns über künftige Lösungen Gedanken machen. Und dann kann Nachhaltigkeit überhaupt nur noch eines bedeuten: Der zeitnahe Verzicht auf (nahezu) jeglichen Verbrauch endlicher Ressourcen! Aber das geht doch gar nicht – werden viele einwenden und dieser Einwand ist nur schwer von der Hand zu weisen. Das aber bedeutet: Wir müssen unseren Konsum auf das wirklich Notwendige reduzieren …
Besser spät als nie?
Altmeier hat nun eingestanden, dass er sich über die Jahre geirrt hat und darum in seiner bisherigen Laufbahn schlicht die falschen Prioritäten gesetzt hat. Natürlich ist man geneigt zu sagen: Besser spät als nie – selbst wenn es eigentlich schon zu spät ist. Zukünftig will er sich jedenfalls für eine Charta für Klimaschutz und eine starke Wirtschaft einsetzen. Die SZ vom 12.09.2020 zitiert ihn mit den Worten: „Das wäre ein historischer Kompromiß“. Diese Sichtweise indes ist verräterisch und macht deutlich, dass die Kehrtwende eigentlich keine ist: Sie suggeriert, dass wir es mit zwei Konfliktparteien zu tun haben, die sich aufeinander zu bewegen können – und wollen. Das Klima allerdings ist unserem Wohlbefinden gegenüber schlicht indifferent und – betrachtet man nur die späktakulärsten Auswirkungen, nämlich die verheerenden Brände in Nordamerika und Australien – eigentlich kompromisslos! Tendiert man darüber hinaus zu der Annahme, dass wesentliche Klima-Kipppunkte längst überschritten sind – dann ist die späte Einsicht nur eine andere Form der Verblendung, die Handlungsfähigkeit dort suggeriert, wo wir nur noch Getriebene sind.