Es gab Zeiten, da wurde investigativer Journalismus für die Aufdeckung politischer Skandale mit Preisen ausgezeichnet und niemand hätte es gewagt, öffentlich die Preisgabe der Namen der involvierten Whistleblower, gar deren Sanktionierung zu fordern – obwohl die Betroffenen vermutlich auch damals schon kaum etwas haben unversucht gelassen, um ihrer habhaft zu werden. Dass die verantwortlichen Politiker dennoch ihren Hut nehmen mussten, war jedenfalls noch selbstverständlich. Nicht, dass Kriminelle seinerzeit keine öffentlichen Ämter bekleiden durften – diese Tatsache durfte nur nicht publik werden. Lang lang ist’s her. Heutzutage geraten nicht die Kriminellen in Staat und Politik unter Beschuss – heutzutage sehen sich die Journalisten staatliche Repressionen ausgesetzt und die Whistleblower müssen untertauchen. Nicht genug damit – es wird gar ein neuer Straftatbestand definiert, der neben dem Geheimnisverrat nunmehr also auch die Datenhehlerei unter Strafe stellt – und damit den kritischen Journalismus als ganzes ins Visier nimmt. Dabei ist das doch kaum noch nötig: Das Gros der Medien ist – Murdoch und Konsorten sei dank – kaum mehr die vierte Gewalt, unsere Medien sind längst zu Komplizen mutiert, zumindest solange die Legislative konservativ bis neoliberal dominiert ist. Und die Demokratie? Ach, das war vermutlich ein naiver Traum des vergangenen Jahrhunderts.